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100 Jahr später

Jede Nachrichtensendung beginnt mit oder beinhaltet die neuesten Meldungen zum Thema Corona. Wir fühlen uns gut informiert. Doch ist das wirklich so? Hintergründe und Prognosen sind immer schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen, schrieb mal Mark Twain. Wie war das eigentlich vor 100 Jahren mit der Spanischen Grippe?


Informationen zur Spanischen Grippe im Netz

Wikipedia bietet wie immer umfangreiche Informationen. Die umfassendste Information zum Thema Spanische Grippe habe ich unter https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2010_1_1_michels.pdf . gefunden. Im Artikel Die „Spanische Grippe“ 1918/19, Verlauf, Folgen und Deutungen in Deutschland im Kontext des Ersten Weltkriegs beschreibt Eckard Michels Hintergründe zum Infektionsgeschehen in der Welt, in Deutschland und sogar in Sachsen.

Dass etwa 20 bis 25 Prozent aller Deutschen im Verlaufe des Jahres 1918 an der spanischen Grippe erkrankten und 5 Promille der Zivilisten sowie 3 Promille der Soldaten ihr erlagen, stellt lediglich einen nationalen Durchschnittswert dar, der ein erhebliches regionales wie militärinternes Gefälle verdeckt“, d.h.- die durchschnittliche Infektionsrate betrug 25% (regionale Spitzen bis 75%)- die Opferzahl lag bei 350.000 Menschen, was 0,5% der Bevölkerung bzw. 2% der Erkrankten entsprach.

Die „Spanische Grippe“ 1918/19, Verlauf, Folgen und Deutungen in Deutschland im Kontext des Ersten Weltkriegs, Eckard Michels, Institut für Zeitgeschichte, München-Berlin, Jahrgang 58 (2010), Heft 1

Man kann den gesamten Text lesen oder nur einen Extrakt. Ich habe für mich folgende Kernaussagen entnommen:

  • Die durchschnittliche Infektionsrate der Bevölkerung betrug 25% (regionale Spitzen bis 75%).
  • Die Opferzahl lag bei 350.000 Menschen, was 0,5% der Bevölkerung bzw. 2% der Erkrankten entsprach.

Das ist viel, wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Sterberate bei etwas über 1% pro Jahr liegt.

Derzeitige Infektionsrate mit SARS-CoV-2

Laut Zwischenergebnis einer Serologische Untersuchungen von Blutspenden auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 (SeBluCo-Studie) vom 05.11.2020 wurde festgestellt, dass „… der Anteil von Personen mit spezifischen Antikörpern gegen SARS-CoV-2 unter blut-spendenden Erwachsenen mit 1,35 % weiterhin gering ist“. Untersucht wurden 50000 Blutspendeproben. Wenn man die Zeit für die Erhebung und Auswertung der Daten berücksichtigt, wird dieser Wert vermutlich den Infektionszahlen Ende September 2020 in Deutschland entsprechen.

Die derzeitigen Neuinfektionsraten von bis zu 500 Infizierten pro 100.000 Einwohner pro Woche erzeugen in diesen maximal betroffenen Gebieten ein Zunahme der sichtbaren Infektionsrate von ca. 2% pro Monat. Wenn man ungleiche Verteilungen und Dunkelziffern mit einbezieht, kann man davon ausgehen, dass die Infektionsrate regional unterschiedlich bis Weihnachten auf 5 bis 10% der Bevölkerung steigen wird.

Lockdown in Sachsen

Der ab Montag in Sachsen und ab Mittwoch in ganz Deutschland einsetzende „harte“ Lockdown ist die Reaktion auf die ganz große Angst vor einer explosionsartigen Verbreitung, die jederzeit möglich ist. Und dennoch löst er nicht das Problem. Auch nach dem Lockdown wird die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung keine Immunität gegen das Virus aufgebaut haben können. Wann das der Fall sein wird, wissen die Götter.


Die (hoffentlich moderate) Verbreitung des Virus und die (hoffentlich bald) einsetzenden Impfungen werden die Verbreitungsmöglichkeiten des Virus einschränken.


Die derzeitige Impfstrategie in der Reihenfolge: „1. Bedürftige / 2. Med.Personal staatlich Institutionen ….. X. Sozial aktivste Gruppen“ wird die Verbreitung des Virus in der Anfangsphase nicht oder nicht entscheidend brechen. Sie ist Ausdruck eines intakten und damit human reagierenden Gesellschaftssystems.

Quellen

Die „Spanische Grippe“ 1918/19, Verlauf, Folgen und Deutungen in Deutschland im Kontext des Ersten Weltkriegs, Eckard Michels, Institut für Zeitgeschichte, München-Berlin, Jahrgang 58 (2010), Heft 1
https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2010_1_1_michels.pdf?fbclid=IwAR2SogQ8l3x-95L7JfARDRf3597x_39iZFNdUcMjUcid_JsPYg7C7BIMiQc

Serologische Untersuchungen von Blutspenden auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 (SeBluCo-Studie)
Zwischenauswertung Datenstand 05.11.2020 (RKI)
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Projekte_RKI/SeBluCo_Zwischenbericht.html

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