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DM

Heute vor 30 Jahren wurde die DM offizielles Zahlungsmittel in der noch bestehenden DDR. Sie war sicher das größte Geschenk für die DDR Bürger – sie erweiterte die bestehende Welt durch reale gewordene Reisemöglichkeiten und erschloß im ersten Schritt neue Konsumwelten. Vor allem aber katapultierte sie alle DDR Bürgen von der zweiten oder dritten in die erste Welt.


Was immer sie nun tun würden. Sie taten es in der ersten Welt. Jede noch so unbedeutende oder bedeutende Handlung war von jetzt an eingebettet in die Privilegien dieser ersten Welt. Das gab eine Sicherheit, derer sich viele nicht bewußt waren. Gleichzeitig wurden alle DDR – Bürgen von dem getrennt, was sich Volkseigentum nannte. Im Taumel des Neuen und im Taumel des ersten Konsums fiel das nur wenigen auf, was nicht nicht erstaunlich ist, wenn man bedenkt, wie abstrakt dieses Volkseigentum war.

Konto

Offiziell heißt es

1. Juli 1990: Ab heute ersetzt die D-Mark die „Mark der DDR“. Außerdem entfallen die Grenzkontrollen zwischen beiden Staaten und innerhalb Berlins. Mit der Währungsunion beginnt auch die Wirtschafts- und Sozialunion.

D-Mark wird Zahlungsmittel in der DDR, Bundesregierung, Aktuelles

Woran ich mich erinnere

Die Währungsumstellung erfolgte auf Konten oder Sparbüchern. In den Wochen vor der Währungsumstellung hatte sich das vorhandene Geld zwischen Verwandten und Bekannten letztendlich so verteilt, dass es maximal zum Kurs von 1:1 umgetauscht werden konnte. Die Grenzen lagen bei 2000 DM (für Kinder bis 14 Jahre), 4000 DM (für 15 bis 59jährige) und 6000 DM (für die ab 60jährigen). Der Fakt des 1:1 Umtausches erstaunte mich am allermeisten. Die darüberliegenden Beträge wurden 1:2 umgetauscht. („Die Guthaben von Personen und Firmen, die nicht ihren Sitz in der DDR hatten, wurden zum Kurs von 3:1 umgetauscht.“ – Wikipedia)

In den Wochen und Tagen vor der Währungsunion leerten sich die Geschäfte nach und nach. Die Bürger kauften des Vorrates willen und die Betriebe verkauften preiswert, weil morgen alles anders sein würde. Als dieses Morgen dann anbrach, bildeten sich Schlangen (!) vor den Kaufhallen. Die Menschen wollten sie sehen und anfühlen und kaufen – die Waren der neuen Welt.

Meine erster Einkauf für DM

Das erste Produkt, das ich mir mit dem neuen Geld gekauft habe, war ein Bauchtrainer – so ein schräges Brett, an dem man vorn seine Beine verhaken konnte, um seine Bauchmuskeln durch mühseliges Rumpfheben auf der schiefen Ebene zu trainieren. Ich habe es Jahre später aus Platzgründen entsorgt.

Mein erster größerer Einkauf für DM

War ein Videorekorder. Es gab zu dieser Zeit viele Videorekorder in den Kaufhäusern. Das besondere an diesem Videorekorder war sein Preis. Ich kaufte diesen Videorekorder ohne Mehrwertsteuer. (Wobei ich nicht wirklich weiß, wie es sich in der noch DDR mit der MWSt überhaupt verhielt.) Der Videorekorder war mit 100 oder 200 seiner Brüder von Westberlin mit dem LKW nach Chemnitz gekommen. Der Fahrer des LKW war Russe und die Käufer waren unsere sowjetischen Kollegen. Sie kauften die Videorekorder von der Laderampe des LKW weg, so wie man Kartoffeln oder Melonen auf einen russischen Kolchosmarkt kauft. Für diesen speziellen Fall hatten sich sich vorher in Listen eingetragen, zu denen ich Zugang erhalten hatte. Offensichtlich gab es schon in den 80ziger Jahre russische Firmen in Westberlin, die mit Elektronikgütern handelten – erstaunlich, oder? Auf alle Fälle wurde dieser Videorekorder bis in die späten 90ziger Jahr hinein gut genutzt.

Mein erster wesentlicher Einkauf für DM

Fand etwas mehr als ein Jahr nach der Währungsunion statt und war ein Apple Macintosh LC. LC steht für Low Cost, was jedem Käufer wie ein Witz vorkommen musste. Teuer wie die Sünde! Und schön und sinnvoll wie die Sünde. Einen Apple Macintosh hatte ich auf irgendeiner Messe in Chemnitz gesehen. Mich begeisterte damals vor allen das einfach Umschalten zwischen verschiedenen Tastaturbelegungen und Sprachen. Was heute auf allen Betriebssystemen selbstverständlich ist, war zu Zeiten von Windows 3.11 etwas ganz besonderes. Es war eine Investition – vergleichbar mit einem Auto, doch die Investitionszulage erstattet mir später direkt 20% der Kosten (ohne Software). Die Investitionszulage war eine Art staatliches Cashback. Dieser Computer hielt sechs oder sieben Jahre und war für mich der Eintritt in eine wirklich neue begeisternde Welt.

Meine erste Reise nach Einführung der DM

War eine Dienstreise, vielmehr ein Bewerbungsgespräch. Für die geschätzten 150 km bis Bamberg brauchte ich einen halben Tag. Diese Reise brachte mir einen Ferienjob bei einem der führenden Hersteller meiner Branche ein. Im August 1990 flog ich nach Donezk und arbeitet dort auf der Bergbaumaschinenausstellung Ugol’90 als Dolmetscher zum unversteuerten doppelten Gehalt zuzüglich Flugkosten. Meine Sternstunde als Dolmetscher – drei Jahre nach dem Studium hatte ich das Russische noch nicht vergessen und das Deutsche wieder erlernt und war noch flink.


Unsere Reise führten uns weiterhin in den Osten, wo wir mit schöner Regelmäßigkeit jeden Sommer verbrachten. Erst 1996 fuhren wir zu unserer ersten Urlaubsreise in den westlichen Teil der Welt. Sie führte uns in den Norden, nach Schweden. Manchmal ist es nur die Möglichkeit an sich, die schon zählt.

Quellen:

D-Mark wird Zahlungsmittel in der DDR, Bundesregierung, Aktuelles
https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/d-mark-wird-zahlungsmittel-in-der-ddr-353940

Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion, Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Währungs-,_Wirtschafts-_und_Sozialunion

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