Stiftung-Berliner-Mauer-f-022845

Mauerfall

Mauerverlauf

Im Frühsommer 1989 betreute ich einige russische Bergsteiger. Wir hatten damals eine Art Austauschprogramm laufen. Wir organisierten für sie Kaffeefahrten durch die DDR und sie organisierten für uns Trekkingreisen durch den Kaukasus. Ein ungleicher Tausch mit ganz klarem Vorteil auf unserer Seite, wie uns schien. Für unsere Besucher jedoch war die DDR so etwas wie der Westen, nicht ganz aber doch nah dran. Sie kauften Klamotten und wir hatten Probleme, dass Äquivalent unserer Fernreisen auf diesen Kaffeefahrten überhaupt ausgegeben zu bekommen und schleiften unsere Gäste vor allem durch Restaurants, die wir sonst nie besuchten.

Als wir auf dem Fernsehturm waren, konnte man den Verlauf der Berliner Mauer sehr gut sehen. Sie zog sich wie ein Band durch die Landkarte. Für unsere russischen Besucher war dies ein abstraktes Bauwerk und die 40 Jahre gebetsmühlenartiger Wiederholung von der Existenz einer DDR hatten den Begriff Deutschland nicht aus ihren Köpfen tilgen können. Für sie war es Deutschland, von dem sie überfallen worden waren, dass sie besiegt hatten und in dem sie oder ihre Väter gedient hatten. Es war für sie nicht wirklich geteilt. So ähnlich äußerte sich auch Jelzin, als er 1986 in Texas mit Cowboy – Hut auf dem Kopf äußerte, sie würden die DDR für eine größere Summe gern jederzeit verkaufen. Der Blick von außen ist oft mit mehr Überblick verbunden.

Die Öffnung der Mauer kam unverhofft und plötzlich. Für mich war es das Ende. So wie die Existenz der DDR nur durch den Bau einer Mauer aufrechterhalten werden konnte, so musst ihr Fall wohl gleichzeitig das Ende der DDR bedeuten. Wie war in diesem Moment noch unklar, aber der Fakt zeichnete sich doch klar ab. Ich habe nicht gefeiert, die DDR war meine Heimat.

https://www.youtube.com/watch?v=kZiAxgYY75Y
Günter Schabowsky auf der Pressekonferenz am 09. November 1989

Quellen:

https://www.mauer-fotos.de

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