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Reisefotografie

Sommerzeit ist Reisezeit und damit die schönste Zeit des Jahres. Manche behaupten zwar, dass die Vorbereitungszeit die eigentlich schönste Zeit sei und noch andere behaupten, dass die schönste Zeit erst beim Betrachten der Fotos am warmen Ofen oder Kamin anbricht. Sei es wie es sei. Stellt sich die Frage – wie kommt man eigentlich zu Urlaubsfotos.

Fotoausrüstung auf Reisen

Es kommt sicher auf die Art der Reise an. Schon das Transportmittel definiert, was man an Fotoausrüstung mit sich führen kann. Die Altvorderen haben noch ihre Kästen durch die Gegend geschleppt und ich kannte mal einen, der eine Pentacon Six mit Prismenaufsatz auf den Pik Lenin geschleppt hat. Das muss so eine Art Wackerstein im Rucksack sein 🙂 Ich hatte mal eine Pentacon Six mit einem Weitwinkel-/ Normal-/ und Teleobjektiv. Das Gesamtgewicht dürfte das Gewicht vieler Tagesrucksäcke übersteigen und ist definitiv keine Empfehlung für Trekkingtouren.

Auf Reisen sollte man sich beschränken.
Nicht zwei Fotoapparate, sondern ein Fotoapparat.
Nicht viele Wechselobjektive, sondern ein Objektiv – Universalobjektiv, Standardzoom.

Reiseobjektive = Zoomobjektive
Fotoapparate sind standardmäßig mit einem Zoomobjektiv ausgestattet. Somit kann man sich an die allermeisten Situationen anpassen. Und dennoch sei darauf hingewiesen, dass ein ganz leichtes Weitwinkel als Festbrennweite bei den Profis als erste Wahl gilt. Die Festbrennweite bringt die höher Abbildungsleistung und die Brennweite den etwas größeren Bildausschnitt ohne wirklich zu verzerren. Selbst Portraits großer Fotografen sind oft mit Weitwinkel entstanden. Da ich aber kein Profi bin und auch kein superduper Hobbyfotograf mit unbegrenztem Budget beschreibe ich hier die Standardvariante. Normalzoom. Anbei meine Auswahl:

Normalzooms im Wandel der Zeit

Praktica MTL50 mit Drehzoom

Praktica MTL50

Irgendwann in einer längst vergessenen Zeit, die mehrere Leben zurückzuliegen scheint, schenkten mir meine Eltern einen Fotoapparat. D.h. nicht komplett, sondern nur die Hälfte. Die andere Hälfte musst ich selbst bezahlen. Aber was macht das schon, wenn man diese andere Hätte bereits geschenkt bekommen hat. Es war eine Praktica LTL. Diese Kamera hatte alles, was eine Kamera braucht – Einstellmöglichkeiten für Zeit, Blende und Belichtung. Diese Kamera verfügte bereits über eine Innemessung. Damals sehr fortschrittlich, quasi die Endverbraucherhochtechnologie der siebziger Jahre. Die Kamera von damals ist längst Geschichte, hat aber über 15 Jahre gehalten. Heute habe ich Modell No. 3 oder 4 oder 5 im Einsatz. Ich weiß es nicht genau. Was die Kamera von damals nicht hatte, war ein Zoomobjektiv. Zoomobjektive waren für DDR – Bürger ein fast unerreichbarer Luxus und wurden rein metal dem unerreichbaren und unbekannten Westen zugeordnet. Doch es gab sie – für normal DDR – Bürger erst nach dem Untergang der DDR.

Carl Zeiss Jena Vario-Prakticar 2.7-3.5/35-70mm

Nach der Wende hörte ich von einem legendären Objektiv. Irgendwer hat das Carl Zeiss Jena Vario-Prakticar 2.7-3.5/35-70mm mal als das beste Zoomobjektiv bezeichnet, das jemals gebaut worden ist. Soweit würde ich vielleicht nicht gehen. Für mich ist es in jedem Fall das Beste Reisezoom, was mir je unter die Finger gekommen ist. Für ein Zoom erstaunlich lichtstark deckt es nicht nur den Standardzoombereich vom leichtem Weitwinkel bis leichtem Tele ab, sondern beinhaltet auch eine Umschaltung für den absoluten Nahbereich. Durch Druck auf einen Knopf wird der interne Objektivkörper leicht nach vorn verschoben. So als würde man Zwischenringe zwischen Objektiv und Kamera setzen. Eine Funktion, die ich bei modernen Objektive nie wieder gesehen habe. Genial. Dazu ist es robust. Vermutlich staubgeschützt. Bei mir hat es auch Stürze überlebt.

Diese Kamera funktioniert immer. Sogar ohne Strom und sogar ohne Batterie. Sie ist für mich die erste Wahl für Trekking- oder Radreisen in Gegenden ohne Infrastruktur.

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Olympus E1 mit Zoom

Olympus E1

Das war das Topmodell von Olympus aus dem Jahre 200X und meine erste wirklich ernstzunehmende Digitalkamera. Sie produziert zwar nur 5 MP, was für heutige Verhältnisse lächerlich wenig zu sein scheint. Aber sie tut es quasi Pixel für Pixel wie ein echter Handwerker. Zuerst hatte ich noch ein tolles Zoomobjekt mit Bildstabilisator für diese Kamera. Aber ich habe die Kamera mit auf Dienstreise genommen (1. Fehler), und meine Fototasche bei einer Beratung auf den Fußboden gestellt (2. Fehler) und dann ist irgendein Russe mit seinem Schuh bei stürmischen Gang Richtung Flipboard versehentlich dagegen gekommen. Die Russen lieben solche spitzen Schuhe, die uns völlig fremd sind und irgendwie etwas mittelalterliches höfisches an sich haben. Es kam wie es kommen musste. Das Objektiv war hinüber und wurde durch ein Normalnormalmodell ersetzt.

Olympus E1

Heute nehme ich diese Kamera, wenn ich digital fotografieren will und die Einsatzbedingungen schlecht sind, ich die Kamera also einbüßen könnte. Dennoch ist diese Kamera geil. Ergänzt durch einen Schnittbildgenerator von Hawkeye bietet sie die gleich Funktionalität wie eine Praktica, wenn man manuelle Objektive dransetzt und ansonsten den üblichen digitalen Kram.

Olympus OM-D E-M1 mit ED 12‑40MM F2.8 PRO

Olympus OM-D E-M1

Diese Kamera habe ich als Kamerakit mit einem Normalzoom 12 – 40 mm, einem Telezoom 40 – 150 mm und einem Batteriegriff erworben. (Ich bedanke mich hier nochmal bei Fa. Borsig ZM für die bezahlten Überstunden.) Es ist der vorläufige Endpunkt einer Reise, wie mein acht Jahre altes MacBook Pro auch das vorläufige Ende einer Reise ist. Diese Kamera kann mehr als ich und sie tut es unauffällig, ohne mich zu stressen. Die Olympus Kameras haben einen kleineren Aufnahmechip, über den die Fotos aufgenommen werden. Die Normalbrennweite liegt bei 25 statt 50 mm. Das führt zu kleineren und damit leichteren Objektiven (super) und zu einer größeren Tiefenschärfe (nicht super) bei gleichen Blendwerten im Verhältnis zu einer normalen Kleinbildkamera. Letztgenannter Nachteil wird durch größere Offenbarenden kompensiert.

Olympus hat als einziger Hersteller Zoomobjektive mit Blende 2,0 im Sortiment. Als Normalanwender sollte man die Kirche im Dorf lassen. Sie kosten ein Vermögen. Generell gilt: Olympus ist leicht und robust. Die PRO – Objektive sind ein Traum. Sand sollte man natürlich vermeiden. Spritzwasser ist kein Problem. Und, Kälte ist auch kein Problem. Die Kamera bietet Bildstabilisatoren, die mehrere Zeitstufen kompensieren können. Wenn früher 1/25 oder 1/30 die Grenze für scharfe Aufnahmen aus der Hand waren, dann kann man jetzt getrost auch mal zwei drei Stufen drunter gehen, was zu interessanter Unschärfe bei bewegten Objekten bei gleichzeitiger Schärfe unbewegter Objekte führt.

Besonders schön ist die Umschaltung zwischen Autofokus und manuellem Focus bei den PRO – Objektiven. Bei eingeschaltetem Autofokus zieht man dafür einen Ring am Objektiv Richtung Kamera und stellt manuell nach. Gerade bei Nahaufnahme wie Gräsern sehr hilfreich. Die Objektivausstattung kann beliebig erweitert werden. Es gibt Spezialanbieter, die Festbrennweiten mit Offenblenden von 1,0 und sogar darunter anbieten. Diese. Objektive haben dann keinen Autofokus mehr. Einen Schnittbildgenerator benötigt man nicht. Olympus bietet eine Art elektronischen Schnittbildgenerator der im manuellen Modus die scharf gestellten Kanten hervorhebt (highlighted). Das ist noch besser als der klassische Schnittbildgenerator, der Bekannterweise zwei Halbbilder gegeneinander verschiebt und somit nur auf eine Kante wirklich scharf stellen kann.

Die Kamera kann per Handy ferngesteuert werden. Damit gelingen Produktbilder vom Stativ in immer gleicher Perspektive oder auch Tieraufnahmen aus einer gewissen Distanz. Das ist meine Brot und Butter Kamera. Ich verwende sie praktisch immer.

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Und jetzt wünsche ich einen schönen Urlaub / mein Urlaub läuft dieses Jahr im Nahbereich ab …

iPhone SE – auch eine Kamera

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