Streetphotography

Wie funktioniert Streetphotography?

Heute hat praktisch jeder ein Smartphone samt Kamera, das zum unverzichtbaren Gebrauchsgegenstand geworden ist. Die viel zitierte Immer – Dabei – Kamera ist praktisch Bestandteil unserer selbst geworden und meist nur einen Handgriff weit entfernt. Beste Voraussetzungen für Straßenfotografie.


Woraus sich eine erste und unvermeidliche Frage ableitet, was Straßenfotografie überhaupt ist.

Was ist Straßenfotografie?

Als Straßenfotografie wird eine Art der Fotografie bezeichnet, die sich mit Menschen in öffentlichen Räumen beschäftigt. Es geht um das Festhalten eines Momentes, einer Situation, die sich schon in nächsten Moment wieder verändert haben wird.

Wie wird Straßenfotografie gemacht?

Um einen Moment festhalten zu können, muss man dazu in der Lage sein. Man muss also einen Fotoapparat mit sich führen und diesen auch ohne Verzögerung einsetzen können. Das klingt profan, führt uns aber zurück zu den Anfängen der Straßenfotografie. Erst mit der Entwicklung portabler und relativ leicht zu bedienender Fotoapparate vor fast genau 100 Jahren entstand die klassische Straßenfotografie. Der Entwickler dieser Fotoapparate war die deutsche Firma Leica und der Begründer des Genres der Straßenfotografie war Henri Cartier-Bresson, ein französischer Fotograf und Mitbegründer der Agentur Magnum Photos in New York.

Cartier-Bresson's_first_Leica
Les Hotels Paris Rive Gauche – AlainB, Cartier-Bresson’s first Leica, skalieren von A. Schieck, CC BY-SA 2.0

Die erste Leica von HCB verfügte bereits über alle Einstellmöglichkeiten, die uns aus der anlogen Fotografie bekannt sind. Sie war relativ klein und leicht. Das Objektiv musste noch herausgezogen werden und besaß eine Normalbrennweite von 50 mm. Die Blende konnte man linsenseitig per Rastung fixieren (F3,5 bis 18) . Die Entfernung ließ sich per Hebel einstellen (1,25 m bis unendlich), ein Feature, das man auch heute noch an Messsucherkameras findet. Die Kameraoberseite bot die erwartbaren Drehelement zum Filmtransport und zu Fixierung der Belichtungszeit (1/2 bis 1/500″). Diese Kamera ermöglichte es dem Fotografen, intuitiv und verzögerungsfrei zu fotografieren und die Kamera immer mit sich zu führen.


In diesem Video beschreibt Dotan Saguy, ein Fotograf aus San Franzisko, wie HCB eines seiner ersten Bilder aufgenommen hat, das unter dem Titel “Behind Gare Saint Lazare” berühmt wurde.

Welche Objektive sind für Straßenfotografie geeignet?

Ein Objektiv wird charakterisiert durch seine Brennweite, Art der Fokussierung und die Blende. Auch das Gewicht und der Spritzwasserschutz können eine Rolle spielen.

Welche Objektivbrennweiten sind für Straßenfotografie geeignet?

Fotografieren kann man natürlich mit jedem Objektiv. Da es bei der Straßenfotografie um Menschen im urbanen Raum geht, sollte man nah genug an den Menschen dran sein können, was Normal- bis Weitwinkelbrennweiten favorisiert.

Viele Fotografen schätzen die Flexibilität von Zoomobjektiven, wenn sie auf Reisen sind und sich durch Städte bewegen. Sie erlauben eine schnelle Anpassung an wechselnde Situationen. In der Streetphotography kommt es jedoch oft auf sofortige Auslösebereitschaft im entscheidenden Augenblick an.

Der Fotograf muss die Brennweite seines Objektives intuitiv fühlen und quasi mit den Augen seines Objektives sehen können, weshalb Festbrennweiten zu bevorzugen sind. Im Idealfall ist dies nur ein einziges Objektiv. Je nach persönlicher Neigung und Kontaktfreudigkeit kommen verschiedene Brennweiten in Frage. Hier ein paar Anhaltspunkte zu den wichtigsten Brennweiten, ebenfalls basierend auf einem Video von Dotan Saguy.

28 mm Brennweite

Das ist eine normale Weitwinkelbrennweite und versetzt den Betrachter mitten hinein ins Geschehen. Die Standardbrennweite der meisten iPhones liegt nicht von ungefähr ebenfalls in diesem Bereich.

  • Fotograf ist mitten im Geschehen, für andere sichtbar und sollte mit Personen interagieren können
  • Bildaufbau (Vorder-/ Mittel-/Hintergrund) dynamisch durch Größenunterschiede zwischen den Objekten im Vorder-/ Hintergrund)
  • Einbeziehung der Umgebung bei Personenaufnahmen sehr gut
  • Schnappschüsse ohne Sucher sehr gut.

Der bekannteste Straßenfotograf dieser Brennweite ist Bruce Gilden.


Darstellung erzeugt mit f/Tools
© David Quiles Amat

35 mm Brennweite

Das ist die normale und am meisten genutzte Brennweite für Straßenfotografie und entspricht in etwa der Wahrnehmung des natürlichen Sehens mit beiden Augen.

  • Fotograf kann etwas distanzierter sein und noch außerhalb der Komfortzone der meisten Menschen bleiben, muss es aber nicht.
  • Bildaufbau (Vorder-/ Mittel-/Hintergrund) ideal durch gemäßigte Proportionen zwischen Objekten im Vorder-/ Hintergrund
  • Einbeziehung der Umgebung bei Personenaufnahmen gegeben
  • Schnappschüsse ohne Sucher möglich.

Da diese Brennweite dem natürlichen Sehen am nächsten kommt, ist es für den Fotografen auch am einfachsten sich in dieses Objektiv hineinzuversetzen.


Darstellung erzeugt mit f/Tools
© David Quiles Amat

50 mm Brennweite

Diese Brennweite ist allgemein als Normalbrennweite bekannt und entspricht in etwa der Wahrnehmung des natürlichen Sehens mit einem Auge. Sie wird als 1:1 Abbildung der Realität verstanden.

  • Fotograf muss nicht nah am Objekt sein und kann distanzierter bleiben.
  • Bildaufbau (Vorder-/ Mittel-/Hintergrund) weniger dynamisch und bereits leicht gestaucht
  • Einbeziehung der Umgebung bei Personenaufnahmen nur bedingt gegeben
  • Schnappschüsse ohne Sucher in aller Regel nicht möglich.

Der bekannteste Straßenfotograf dieser Brennweite ist der Begründer der Straßenfotografie selbst, Henri Cartier-Bresson. Aber auch sowjetische Fotografen wie Michail Daschewsky und Wladimir Sichow haben vorwiegend mit dieser Brennweite fotografiert.


Darstellung erzeugt mit f/Tools
© David Quiles Amat

Welche Art der Fokussierung ist für Straßenfotografie geeignet?

Heute haben fast alle Objektive die Möglichkeit manuell zu fokussieren, was in aller Regel treffsicherer und schneller funktioniert, als wenn sich der Fotograf selbst abmühen würde. Deswegen wirkt Frage zunächst trivial und ist dennoch berechtigt, wie ein Blick auf die zwei Fotos zeigt.

Manueller Fokus
(korrekt von ca. 1,5 m bis unendlich)
Autofokus
(falsch auf den Hintergrund fokussiert)

Das Bild in Venedig ist mit einem manuellen Zoom und manuellem Fokus aus einer sich bewegenden Gondel heraus gemacht worden, also von einem Standpunkt aus, der sich schnell verändert und in keinster Weise irgendwelche Anpassungen an den Kameraeinstellungen zulässt. Und weil es derer viele gibt (Belichtungszeit, Blende, Zoom, Entfernung) wurden sie vor der Aufnahme eingestellt und fixiert. Bei Aufnahme wurde nur noch der Auslöser beträgt. Aus der Not heraus wurde hier unbewußt eine Technik des manuellen Fokussierens angewendet.

Dass der Autofokus nicht immer wie gewünscht funktioniert, zeigt das Vergleichsbild, bei dem das System falsch auf den Hintergrund fixiert hat. Die Person ist unscharf, trotz schnellem Autofokussystem.

Sind Objektive mit manuellem Fokus also besser für die Straßenfotografie geeignet? Diese Frage muss jeder für sich selbst herausfinden. Profifotografen setzen auch heute noch oft Objektive mit manuellem Fokus in der Straßenfotografie ein, bzw. fotografieren ausschließlich mit ihnen. Um einen Augenblick im entscheidenen Moment sicher festzuhalten, ist eine manuelle Fokussieren sich besser geeignet.

Anforderungen an Objektive mit manuellem Fokus

Manuelle Objektive werden oft mit entschleunigtem Fotografieren in Verbindung gebracht, bei dem der Fotograf langsam Stück für Stück seine Einstellungen vornimmt und erst nach einer gefühlten Ewigkeit den Auslöser betätigt. In der Straßenfotografie kommt es auf das genaue Gegenteil an. Hier wird mit vorgewählten Annahmen gearbeitet, der Schärfebereich wird voreingestellt. Hierfür gibt es zwei Ansätze:

Hyperfokale Entfernung

Bei dieser Methode wird auf eine Entfernung scharf gestellt, die einen Schärfebereich produziert, der von der Hälfte der eingestellten Entfernung bis ins Unendliche reicht. Dieser Ansatz ist eigentlich typisch für die Landschaftsfotografie bei vorhandenem Vordergrund. Die Werte sind abhängig von der Objektivbrennweite und der gewählten Blende. Sie lassen sich bei manuellen Objektiven an der Blendmarkierung ablesen.


Darstellung erzeugt mit f/Tools
© David Quiles Amat

Zonenfokus

Bei dieser Methode wird eine Zone zwischen einer Unter- und Obergrenze voreingestellt, in dem der manuelle Fokus auf die Bereichsmitte gestellt wird. Überraschend ist, wie gering die Zone des Zonenfokus im Nahbereich ist. Die Werte lassen sich bei manuellen Objektiven an der Blendmarkierung ablesen.


Darstellung erzeugt mit f/Tools
© David Quiles Amat

Damit der Fotograf beide Methoden anwenden kann, braucht er eine ausreichend feine Abstufung des Fokus – Ringes und eine Möglichkeit die Entfernung schnell und quasi blind vorwählen zu können.

Abstufung des Fokus – Ringes

Wer manuelle und Autofokusobjektive vergleicht, wird erstaunt sein, wie stark sich die Feinteilung der Fokusskalen bei den Objektiven unterscheidet. Die deutlich geringer Abstufung der Skala bei Objektiven mit Autofokus liegt daran, dass diese für schnelle Einstellbarkeit mit kurzen Wegen optimiert wurden. Hier liegen die Möglichkeiten zur Feineinstellung eher im für die Straßenfotografie unwichtigen Nah-/ Macrobereich.

Fokus – Tab

An den Leica – Objektiven für Messsucherkameras findet sich an der Unterseite des Objektives am Fokusring ein sogenannter Fokus – Tab. Er sieht aus wie eine Greifmulde für die Finger. Der Quasi – Nullpunkt von 6 Uhr (Position des Fokustabs unten) entspricht in etwa einer Fokuseinstellung auf einen Meter (ablesbar auf der Entfernungsskala oben).

Ein Streetfotograf, der manuelle Objektive verwendet, erarbeitet sich verschiedene Fokusvoreinstellungen und verlinkt diese mit der Position des Fokus – Tabs. So ist er in der Lage, den Fokus blind und schnell an die Situation anzupassen, ohne einen Blick auf das Objektiv werfen zu müssen.

Anforderungen an Objektive mit Autofokus

Fast alle modernen Objektive verfügen über einen Autofokus, was in vielen Situationen auch extreme Vorteile gegenüber rein manuell fokussierten Objektiven hat. So kann man beispielsweise auch bei großen Blendenöffnungen und geringer Tiefenschärfe schnell auf Gesichter fokussieren. Will man Objektive mit Autofokus ebenfalls für die oben beschriebenen manuellen Fokussierungsarten einsetzen, sollten folgende Parameter gegeben sein:

  • Umschaltung auf manuelles Fokussieren möglich (zwingend)
  • Manuelles Fokussieren mit harten Endlagen (zwingend)
  • Eingravierte Skala für Schärfepunkt (zwingend) und Schärfebereich (wünschenswert).

Viele Objektive bieten einen zuschaltbaren manuellen Fokus an, der letztlich nur elektronisch durch endloses Drehen am Objektiv implementiert ist, keine Voreinstellung der Entfernungswerte ermöglicht und somit nicht geeignet ist.

Viele Objektive von Olympus verfügen über einen sogenannten Schnappschussring. Dabei wird am Objektiv ein Ring zurückgezogen, was eine Entfernungsskala offenlegt und manuelles Fokussieren ermöglicht. Eigentlich alles toll. Problematisch ist jedoch, dass Autofokusobjektive für kurze Verstellwege im Bereich zwischen einem Meter bis Unendlich berechnet werden und deshalb die Entfernungsskala im für die Straßenfotografie interessierenden Bereich nur gering abgestuft ist.

Welche Kameras sind für Straßenfotografie geeignet?

Prinzipiell ist natürlich jeder Fotoapparat für die Straßenfotografie geeignet. Er sollte auf alle Fälle über die Möglichkeiten der klassischen Fotografie verfügen und ein separates Einstellen von ISO, Belichtungszeit und Blende ermöglichen. Er sollte nach Möglichkeit leicht und klein sein, um seinen Träger nicht zu ermüden. Er sollte dem Fotografen zum Fotografieren sowohl einen Sucher als auch ein rückseitiges Display bieten. Klappbare Display sind besser als schwenkbare Displays, weil nur eine Bewegung erforderlich ist, um eine Überkopf- oder bodennahe Aufnahme zu machen.

Am verbreitetsten in der Straßenfotografie sind sicher Kameras von Fuji und Leica. Besonders Kameras des letztgenannten Herstellers sind zu empfehlen. Nicht von ungefähr arbeiten viele professionelle Straßenfotografen mit Modellen der Leica M Serie. Mit den Modellen der Leica Q Serie, kann man sicher sowohl mit manuellem Fokus als auch mit Autofokus ausgezeichnet fotografieren. Einzige die geringere Abstufung des Fokusrings im Bereich zwischen einem Meter und Unendlich erscheinen nicht optimal. Das festverbaute 28 mm Objektiv wurde halt doch für Autofokus optimiert ermöglicht aber auch das Fotografieren mit manueller Fokussierung und hat sogar einen Fokustab!

Welche Kameraeinstellungen sind für die Straßenfotografie geeignet?

Viele Fotografen kommen von der klassischen Fotografie, d.h. Film einlegen (=ISO vorgewählt) und Belichtungszeit-/Blendenkombination entsprechend Belichtungsmesser oder Innenmessung eingestellt. In jedem Fall war der ISO – Wert durch den gewählten Film fix.

Digitalkamera lassen eine Umkehrung dieses Prinzips zu und ermöglichen es, mit variablen ISO – Werten zu arbeiten. Eine ganz fundamentale Sache, damit man mit fixen Blenden (Schärfentiefe) und Belichtungszeiten (Vermeidung von Bewegungsunschärfe) arbeiten kann. Man sollte also die Kameraeinstellung auf ISO – Auto setzen, und für sich selbst entscheiden, welche ISO – Werte noch akzeptabel sind (bis 1600 oder 3200 oder wie auch immer).

Die Belichtungszeit sollte man auf einen ungewöhnlich hohen Wert von 1/250 oder 1/500 Sekunde setzen. Wer schon mal aus der Hüfte (und in Bewegung befindlich) ein sich bewegendes Objekt fotografiert hat, wird sicher bestätigen können, dass 1/125 nicht ausreichend ist, um ungewünschte Bewegungsunschärfe auszuschließen.

Auch wenn man als Fotografierender gern mit weit geöffneten Blenden arbeitet, sollte man am Objektiv Blende 8 oder Blende 11 einstellen, um eine angemessene Tiefenschärfe generieren zu können. Weiterhin sollte man sich zwei oder drei Fokusvoreinstellungen für seine Bedürfnisse erarbeiten, um sofort auslösefähig zu sein. Hier ein Beispiel für ein 35 mm Objekt an einer Leica Monochrome:

1 m2 m3 m5 m
Unterer Bereich0,791,291,652,1
Fokus1235
Oberer Bereich1,364,3916,8
Gesamtbereich0,583,115,2
Tiefenschärfe bei an Leica Monochrome bei f=35 mm / Blende 11

Überraschend an diesen Werten ist die relativ geringe Schärfentiefe im Nahbereich.

Straßenfotografie am Beispiel MFT – System

Ich fotografiere mit MFT, d.h. hauptsächlich mit Olympus und habe drei verschiedene Kamerakombinationen im Einsatz.

Lumix GM1 mit 14 mm

Das ist die kleinste mögliche Kombination einer Kamera mit Wechselobjektiv für das MFT – System mit 28 mm Objektiv (KB-Äquivalent). Die Kombination ist extrem klein/ leicht. Es gibt keinen Sucher und keine reale manuelle Fokussierung.

Exakte Bezeichnungen:
Panasonic Lumix DMC-GM1
LUMIX G 14 mm / F2.5 ASPH.

Da mit dieser Kamera-/Objektivkombination die Vorwahl von Blende und Belichtungszeit mit variabler ISO nicht möglich ist und der Aufnahmemodus P eigenen Regeln folgt, muss man sich irgendwie behelfen.


Olympus OM-D E-M1 Mark III mit 17 mm

Diese Kombination habe ich mal als Kit erworben. Es ist die Profivariante von Olympus für Straßenfotografie. Positiv ist das 34 mm Objektiv (KB-Äquivalent) mit einer Anfangsblende von 1,2. Negativ sind der Schwenkspiegel der Kamera sowie das Gewicht und die Dimensionen des Objektivs. Das ist meine Kombination, wenn es gut werden muss. Man kann mit dieser Kombi sowohl mit Autofokus als auch mit realem manuellem Fokus arbeiten, wobei letztes nicht sinnvoll ist, weil

  • manuelle Skala des Objektives zwischen 1 m und Unendlich nicht fein genug abgestuft ist
  • Abblenden bereits ab Blende 6,3 zu Beugungsunschärfe führt

Exakte Bezeichnungen:
Olympus OM-D E-M1 Mark III
Olympus M.Zuiko Digital ED 17mm 1.2 PRO

Olympus Objektive mit Schnappschussring haben eigentlich zwei voneinander entkoppelte Fokussystem, ein elektronisches und ein rein manuelles.

Die manuelle Fokussierung samt Entfernungsskala zeigt sich nach dem Zurückziehen des Schnappschussringes, ist jedoch im interessierenden Fokusbereich mit den Werte „1m – 5ft – unendlich“ leider sehr grob abgestuft. Interessant ist, dass die hier voreingestellte Entfernung sich auch bei zwischenzeitlichen Autofokusvorgängen nicht ändert. Ein schneller Wechsel zwischen Autofokus und „voreingestelltem“ manuellem Fokus ist als möglich.

Olympus bietet an OM-D E-M1 Mark III auch noch einen elektronisch voreinstellbaren manuellen Fokus an, der an der Kamera angewählt werden kann, was an Festbrennweiten auch reproduzierbar funktioniert. Vorsicht, manuell eingegebenem Entfernungswerte stimmt nicht mit der Realität überein, eingestellte Werte gelten nur für das momentan verwendete Objektiv, das zudem kein Zoomobjektiv sein darf. Zum Abspeichern einer Entfernung geht man wie folgt vor:

  • Fokusmodus auf PreMF stellen
  • Info-Button drücken – der derzeitige PreMF-Wert wird eingeblendet
  • Auf ein Objekt in der gewünschten Entfernung (z.B. 3 m) fokussieren (durch Betätigung des Auslösers)
  • Entfernungswert wird angezeigt (im konkreten Fall 5,4 m) > OK-Taste zum Abspeichern betätigen.

Man kann sich verschiedene Entfernungen auf die Kameramodi C1/ C2/ C3/ C4 legen oder eben im aktuellen Kameramodus (z.B. A) verbleiben und nur mit einer manuellen Entfernung arbeiten, die dann über PreMF schnell angewählt werden kann. Beides funktioniert gut.

Empfohlen: Fokus 4 m/ Blende 5,6 ergibt eine Schärfentiefe von ca. 2 m bis unendlich.


Olympus OM-D E-M1 mit Voigtländer 15 mm

Das ist die beste manuelle Kombination an einer Olympus für Straßenfotografie, die ich gefunden habe. Obwohl Kamera und Objektiv technologisch etwa zehn Jahre als sind, gibt es hier alle Futures einer Messucherkamera. Die Kamera verfügt über ein Klappdisplay und alle wesentlichen Einstellungen einer modernen Olympus Kamera. Das 15 mm Objektiv mit Anfangsblende 4,5 von Voigtländer wurde eigentlich für die Leica M Serie konzipiert und über einen Novoflex MFT/LEM – Adapter an die Olympus adaptiert. Wichtig zu wissen hierbei:

  • Die Entfernungsskala des Objektives ist, adaptiert an eine Olympus, falsch.
  • Die Fokuspunkt des Objektives sind richtig, können jedoch durch den erweiterten Aufbau (Fertigungstoleranzen) fehlerhaft sein und müssen grob selbst rein optisch überprüft werden.
  • Beim Abblenden sollte man sich auf Blende 8 (maximal 11) beschränken, weil nachfolgend die Beugungsunschärfe deutlich sichtbar wird.
1,0 m 1,5 m2,0 m3,0 m
Unterer Bereich0,771,041,251,58
Fokus1,001,5023
Oberer Bereich1,422,704,9328,16
Gesamtbereich0,651,663,9726,58
Tiefenschärfe von Voigtländer f=15 mm bei Blende 4,5 an Olympus OM-D E-M1 (Auflösung 16 MPX)
1,0 m 1,5 m2,0 m3,0 m
Unterer Bereich0,730,961,141,41
Fokus1,001,5023
Oberer Bereich1,593,417,96
Gesamtbereich0,862,456,81
Tiefenschärfe von Voigtländer f=15 mm bei Blende 5,6 an Olympus OM-D E-M1 (Auflösung 16 MPX)
1,0 m 1,5 m2,0 m3,0 m
Unterer Bereich0,690,901,121,28
Fokus1,001,5023
Oberer Bereich1,794,4918,22
Gesamtbereich1,103,5917,16
Tiefenschärfe von Voigtländer f=15 mm bei Blende 6,7 an Olympus OM-D E-M1 (Auflösung 15 – 16 MPX)
1,0 m 1,5 m2,0 m3,0 m
Unterer Bereich0,660,840,971,16
Fokus1,001,5023
Oberer Bereich2,117,21
Gesamtbereich1,456,37
Tiefenschärfe von Voigtländer f=15 mm bei Blende 8,0 an Olympus OM-D E-M1 (Auflösung 12 MPX)

Analog zur Arbeitsweise der Straßenfotografie mit Messsucherkameras, bei der mit festeingestellten Belichtungswerten nur die Entfernung durch intuitives Drehen des Fokustabs angepasst wird, kann man sich folgende zwei Einstellungen ableiten:

  • Nähe: Fokus 1 m/ Blende 8 ergibt eine Schärfentiefe von etwa 0,7 bis 2 m
  • Ferne: Fokus 3 m/ Blende 8 ergibt eine Schärfentiefe von etwas über 1 m bis unendlich.
Drei MFT-Beispiel-Kombinationen für die Straßenfotografie

PS: Ein manuelles Objektiv überträgt logischerweise keine Angaben von sich selbst. Den Objektivtyp und die Hauptparameter kann man sich bei vielen Kameras irgendwo im Menü hinterlegen oder man nutzt einen EXIF – Editor (mit Bridge von Adobe funktioniert dies nicht so gut, da die Daten, die aus der Kamera kommen standardmäßig erstmal blockiert werden).

Exif-Editor
Exif-Editor für Mac

Die Ergebnisse, die man mit einer Olympus OM-D E-M1 mit Voigtländer 15 mm erzielen kann, sind für den Privatgebrauch sehr gut verwendbar. Hier ein paar Fotos vom Chemnitzer Hutfestival 2023.

Chemnitzer Hutfestival 2023
Chemnitzer Hutfestival 2023

Alternativ kann man eine Fuji X-T5 mit Objektiven von Voigtländer nehmen oder das Original in Form einer Leica aus der Q- oder M-Serie oder eine Hasselblad aus der X-Serie mit dem XCD 2,5/38V Objektiv. Letztere Kombination ist wahrscheinlich besonders gut, jedenfalls wurde hier am konsequentesten an einem Objektiv gearbeitet, dass sowohl automatisch als auch fein abgestuft manuell fokussieren kann.

Zu beachten ist, dass mit größer werdendem Sensor und dem damit verbundenen Ansteigen der physischen Brennweite ein stärkeres Abblenden für die Verwendung von Zonenfokussing notwendig wird, wodurch die Beugung immer stärker zum begrenzender Faktor wird. Will man beispielsweise an einer Hasselblad mit XCD 2,5/38V Objektiv (30 mm KB Äquivalent) eine Schärfentiefe von 1,5 m bis unendlich erzeugen (Fokus auf 3 m), muss man bereits auf F16 abblenden, was die reale Auflösung von 100 Mpx oder 50 Mpx auf ca. 20 Mpx absenkt.


PS: Alle Zahlenwerte beziehen sich auf einen Zerstreuungskreis von 1/1500 der Bilddiagonale, was ein ausreichend scharfes Bild erzeugt, jedoch keinen Zuschnitt mehr ermöglicht. Der Zusammenhang zwischen Zonenfokus, Bildschärfe, Beugungsunschärfe und Sensorauflösung kann nachgelesen werden unter: https://sehnsuchts.blog/streetphotography-zonenfokus-und-bildschaerfe/


Links

Bilder der erste Leica von Henri Cartier-Bresson
https://historia.nationalgeographic.com.es/a/henri-cartier-bresson-padre-fotoperiodismo_15574

Wie finde ich meine Lieblingsbrennweite?
https://www.youtube.com/watch?v=_ecJnkdjonY

Depth of field calculater von David Quiles Amat für iPhone
https://apps.apple.com/de/app/f-tools/id668237473

Exif-Editor für Macintosh
https://exifeditor.com/

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