Leonov

Positive Grundeinstellung

Russen lieben Geschichten. Früher erzählten sie sich diese Geschichten an Küchentischen oder in Zugabteilen, heute schreiben sie diese Geschichten auf Webseiten und verbreiten sie über soziale Netzwerke. Anbei eine wunderschöne Geschichte in 1:1 Übersetzung, über den ersten Ausstieg eines Menschen in den freien Kosmos.


Michael Vereschagin: Aus den Aufzeichnungen des Kosmonaten Aleksey Leonov …

Der Kosmonaut, der als erster Mensch in der Geschichte der Menschheit in das freie Weltall ausgestieg, konnte nicht wieder in das Raumschiff gelangen.

Er bewegte sich frei am Ende einer 5 m langen Leine über dem Planeten, aber als die Zeit gekommen war zurückzukehren, stellte sich heraus, dass sich der Raumanzug aufgebläht hatte und er in gar keinem Fall durch die Einstiegsluke passen würde.

Video des Ausstieges von Aleksey Leonov auf Nasa.gov

Um doch durch die Einstiegsluke zu gelangen, musste er der Druck in seinem Raumanzug auf das 0,27 fache des Luftdruckes auf Meeresniveau reduzieren, was dem Druck in einer Höhe von drei Kilometern über dem Mt. Everest entspricht. Wie durch ein Wunder verlor er nicht das Bewusstsein.

Doch nun ließ ihn die zweite/ innere Luke nicht hinein. Er konnte sie nur durch einen groben Verstoß gegen die Vorschriften überwinden, indem er nicht mit den Beinen voraus sondern kopfüber einstieg.

Als er endlich wieder im Raumschiff bei seinem Kollegen war, stellte sich heraus, dass die Automatiksteuerung für die Rückkehr zur Erde defekt war. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit musste ein Raumschiff von Hand zum Planeten zurückgesteuert werden.

Doch damit entstand ein neues Problem: Das einzige Bullauge auf dem Raumschiff Voschod – 2 schaute seitwärts. Darin waren nur Sterne zu sehen. Würden sie das Triebwerk falsch starten, würden Sie noch weiter weg fliegen, anstatt zurückzukehren und für immer dort bleiben.

Die Astronauten krabbelten verzweifelt im Cockpit herum, blickten aus verschiedenen Winkeln in das unglückliche Bullauge und versuchten sich aus dem Gedächtnis heraus zu erinnern, wo das Sternbild des Großen Bären und wo die Erde lag, und starteten schließlich das Triebwerk.

Ihren Platz haben sie erst wieder eingenommen, nachdem das Raketentriebwerk hochzulaufen begann, dessen Beschleunigung versuchte, sie plattzudrücken. Es war ihnen immer noch ein Rätsel, wohin es sie führen würde. An die Landung erinnerten sie sich nicht wirklich. Sie kamen zu sich und stiegen aus.

Es war kalt – minus 30 Grad. An Bord des Raumschiffes befanden sich eine ganze Reihe von Rettungsmitteln und sogar ein Pistole, aber irgendetwas für minus 30 Grad war nicht vorhanden.

Die Kosmonauten zogen ihre Raumanzüge aus, schütteten ihren Schweiß aus, entfachten ein Feuer, mummelten sich ein und warteten. Von Zeit zu Zeit sendeten sie einen Notruf – SOS. Mit dem Text gaben sie sich nicht wirklich Mühe. Was sollte man auch an den ganzen Planeten schreiben. Wir sind sowjetische Kosmonauten, befinden uns im Nirgendwo und uns geht es schlecht …

Das Signal wurde in Bonn empfangen. Die Deutschen gaben die Meldung an den Kreml weiter. Dort glaubte man ihnen nicht. Das einzige, was man im Kreml musste, war, dass die Kosmonauten irgendwo in Russland gelandet waren.

Hunderte von Hubschraubern stiegen auf und durchkämmten die Gegend. Zu dieser Zeit berichtete das Fernsehen bereits, dass die Astronauten sicher gelandet seien und sich in einem Sanatorium befänden. Die Zeit zwischen dieser ersten Meldung und dem physischen Erscheinen der Kosmonaten auf dem Fernsehbildschirm begann sich bereits spürbar in die Länge zu ziehen.

Breschnew konnte nicht mehr an sich halten, rief Korolev an und fragte, was zum Henker hier vorginge. Korolev antwortete: „Meine Aufgabe ist es, die Astronauten ins All zu bringen und Ihre Aufgabe ist es, aller Welt darüber zu berichten. Sie waren voreilig, nicht ich.“

Zu guter letzt entdeckte einer der Hubschrauber das Feuer und die beiden Kosmonauten, landen konnten er jedoch an dieser Stelle nicht. Eine Gruppe von Skifahrern wurde in Bewegung gesetzt, die eine Fläche zur Landung beräumen sollte.

Vom Himmel regnete es Geschenke – warme Kleidung und Kognak. Die warme Kleidung blieb in den Bäumen hängen, der Kognak zerschellte auf der Erde. Die Astronauten wichen aus und fluchten grimmig …

Während des Fluges kam es zu sieben Havarien, von den drei oder vier lebensbedrohlich waren.

PS: Im Jahre 1984 wohnte ich einige Monate in einem Wohnhaus auf der Mosfil’movskaya Ulitsa auf der gleichen Etage wie Aleksey Leonov. Einige Male begegneten wir uns im Aufzug. Er ist mir als freundlicher und höflicher Begleiter in Erinnerung geblieben. Seine jüngste Tochter Oksana wurde nach seinem Flug im Jahre 1967 geboren. Sie ist Absolventin des Militärinstituts für Fremdsprachen und lebt mit ihrem Mann in Los Angeles, wo sie im Video- und Filmvertrieb tätig ist.

Leonov

Quelle:

„Советская космонавтика – комедия ужасов“…
https://www.facebook.com/Dmitriy.Chekalkin/posts/4875468349146046?tn=K-R

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